Fragliches
aus Rillen und Naepfchen, der freien Wissensdatenbank
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Inwieweit die von U. Quack für die schwedische Insel Gotland beschriebenen Schleifrinnen (slipskåror) auf Granit- und Kalksteinfindlingen zu unserem Thema gehören, ist vorläufig unklar. Es seien über 3.000 dieser Rinnen – verteilt über ganz Gotland – gefunden worden; die Abmessungen betragen meist 70 – 110 cm in der Länge, 7 – 10 cm in der Breite und 1 – 7 cm in der Tiefe. Sie dürften eher den von W. Eitelmann aufgelisteten prähistorischen Rillen, Furchen und Schälchen zuzuordnen sein.<br> | Inwieweit die von U. Quack für die schwedische Insel Gotland beschriebenen Schleifrinnen (slipskåror) auf Granit- und Kalksteinfindlingen zu unserem Thema gehören, ist vorläufig unklar. Es seien über 3.000 dieser Rinnen – verteilt über ganz Gotland – gefunden worden; die Abmessungen betragen meist 70 – 110 cm in der Länge, 7 – 10 cm in der Breite und 1 – 7 cm in der Tiefe. Sie dürften eher den von W. Eitelmann aufgelisteten prähistorischen Rillen, Furchen und Schälchen zuzuordnen sein.<br> | ||
Prähistorische Steinschabungen sollen sich - nach W. Eitelmann, S. 66 - fast ausschließlich auf Sandstein finden, dies dürfte jedoch zumindest nicht für Südtirol und Skandinavien gelten. Sie haben sowohl die Kalottenform von Näpfchen (N) als auch Spindel- oder Kahnform wie unsere Rillen (S) oder schnittförmig schmal wie unsere Ritzen (R). Man findet sie in Europa vor allem in England und Skandinavien, in Deutschland (Pfälzerwald, Harz, Thüringerwald, Wasgau), in Lothringen, Luxemburg, Österreich, Südtirol und in der Schweiz. Darüberhinaus wird von ähnlichen Schabungen in Ägypten, Palästina, Nord- und Südamerika und in China berichtet. Sie sind auf waagrecht liegenden Flächen von anstehendem Fels, erratischen Blöcken oder künstlichen Steinsetzungen (Menhiren, Megalithgräbern), oder auf senkrecht stehenden Steinpartien angebracht. Sie sind einzeln oder in Gruppen/Mustern eingeschabt, gelegentlich auch vergesellschaftet mit figürlichen Darstellungen (Kreise, Haken- oder Radkreuze). Die Fundstellen sind durch menschliche Nutzung - etwa als vielbegangene Wege oder Kultplätze - ausgezeichnet. Die Zeitstellung prähistorischer Schabungen reicht von der Jungsteinzeit über die Bronzezeit bis zur Eisenzeit, also über den Zeitraum von 5000 v. u. Z. bis zur Zeitenwende. (Mittelalterliche Schabungen scheinen erst mit dem Aufkommen von Sandsteinbauten nördlich der Alpen, also im 9./10. Jh., aufgenommen worden zu sein; der Brauch hat sich bis in die Neuzeit erhalten.) <br> | Prähistorische Steinschabungen sollen sich - nach W. Eitelmann, S. 66 - fast ausschließlich auf Sandstein finden, dies dürfte jedoch zumindest nicht für Südtirol und Skandinavien gelten. Sie haben sowohl die Kalottenform von Näpfchen (N) als auch Spindel- oder Kahnform wie unsere Rillen (S) oder schnittförmig schmal wie unsere Ritzen (R). Man findet sie in Europa vor allem in England und Skandinavien, in Deutschland (Pfälzerwald, Harz, Thüringerwald, Wasgau), in Lothringen, Luxemburg, Österreich, Südtirol und in der Schweiz. Darüberhinaus wird von ähnlichen Schabungen in Ägypten, Palästina, Nord- und Südamerika und in China berichtet. Sie sind auf waagrecht liegenden Flächen von anstehendem Fels, erratischen Blöcken oder künstlichen Steinsetzungen (Menhiren, Megalithgräbern), oder auf senkrecht stehenden Steinpartien angebracht. Sie sind einzeln oder in Gruppen/Mustern eingeschabt, gelegentlich auch vergesellschaftet mit figürlichen Darstellungen (Kreise, Haken- oder Radkreuze). Die Fundstellen sind durch menschliche Nutzung - etwa als vielbegangene Wege oder Kultplätze - ausgezeichnet. Die Zeitstellung prähistorischer Schabungen reicht von der Jungsteinzeit über die Bronzezeit bis zur Eisenzeit, also über den Zeitraum von 5000 v. u. Z. bis zur Zeitenwende. (Mittelalterliche Schabungen scheinen erst mit dem Aufkommen von Sandsteinbauten nördlich der Alpen, also im 9./10. Jh., aufgenommen worden zu sein; der Brauch hat sich bis in die Neuzeit erhalten.) <br> | ||
- | Über Zwecksetzung und verwendete Schabe- oder Bohrwerkzeuge gibt es lediglich Mutmaßungen. Es ist zu berücksichtigen, dass Schabungen verschiedener Epochen nicht der ein-und-derselben Zwecksetzung unterliegen müssen; religiös-kultische, himmelskundliche, rechtsrituelle, magische oder praktische Bräuche oder Betätigungen – etwa das Schleifen von Stein- oder Metallwerkzeugen – sind denkbar. | + | Über Zwecksetzung und verwendete Schabe- oder Bohrwerkzeuge gibt es lediglich Mutmaßungen. Es ist zu berücksichtigen, dass Schabungen verschiedener Epochen nicht der ein-und-derselben Zwecksetzung unterliegen müssen; religiös-kultische, himmelskundliche, rechtsrituelle, magische oder praktische Bräuche oder Betätigungen – etwa das Schleifen von Stein- oder Metallwerkzeugen – sind denkbar.<br> |
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+ | on Dr. A. Zott dokumentierte Sonderform von Rundnäpfchen in Backstein mit schlank eingedrehtem Zentrum in Bollewick, Malchin und Röbel. (Fotos A.Z.) | ||
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Version vom 09:11, 5. Nov 2012
Unter diesem Stichwort finden sich jene in Stein eingetieften Zeichen, die nicht den "klassischen" Schabemalen (S), Ritzungen (R) und Näpfchen (N) entsprechen.
Inwieweit die von U. Quack für die schwedische Insel Gotland beschriebenen Schleifrinnen (slipskåror) auf Granit- und Kalksteinfindlingen zu unserem Thema gehören, ist vorläufig unklar. Es seien über 3.000 dieser Rinnen – verteilt über ganz Gotland – gefunden worden; die Abmessungen betragen meist 70 – 110 cm in der Länge, 7 – 10 cm in der Breite und 1 – 7 cm in der Tiefe. Sie dürften eher den von W. Eitelmann aufgelisteten prähistorischen Rillen, Furchen und Schälchen zuzuordnen sein.
Prähistorische Steinschabungen sollen sich - nach W. Eitelmann, S. 66 - fast ausschließlich auf Sandstein finden, dies dürfte jedoch zumindest nicht für Südtirol und Skandinavien gelten. Sie haben sowohl die Kalottenform von Näpfchen (N) als auch Spindel- oder Kahnform wie unsere Rillen (S) oder schnittförmig schmal wie unsere Ritzen (R). Man findet sie in Europa vor allem in England und Skandinavien, in Deutschland (Pfälzerwald, Harz, Thüringerwald, Wasgau), in Lothringen, Luxemburg, Österreich, Südtirol und in der Schweiz. Darüberhinaus wird von ähnlichen Schabungen in Ägypten, Palästina, Nord- und Südamerika und in China berichtet. Sie sind auf waagrecht liegenden Flächen von anstehendem Fels, erratischen Blöcken oder künstlichen Steinsetzungen (Menhiren, Megalithgräbern), oder auf senkrecht stehenden Steinpartien angebracht. Sie sind einzeln oder in Gruppen/Mustern eingeschabt, gelegentlich auch vergesellschaftet mit figürlichen Darstellungen (Kreise, Haken- oder Radkreuze). Die Fundstellen sind durch menschliche Nutzung - etwa als vielbegangene Wege oder Kultplätze - ausgezeichnet. Die Zeitstellung prähistorischer Schabungen reicht von der Jungsteinzeit über die Bronzezeit bis zur Eisenzeit, also über den Zeitraum von 5000 v. u. Z. bis zur Zeitenwende. (Mittelalterliche Schabungen scheinen erst mit dem Aufkommen von Sandsteinbauten nördlich der Alpen, also im 9./10. Jh., aufgenommen worden zu sein; der Brauch hat sich bis in die Neuzeit erhalten.)
Über Zwecksetzung und verwendete Schabe- oder Bohrwerkzeuge gibt es lediglich Mutmaßungen. Es ist zu berücksichtigen, dass Schabungen verschiedener Epochen nicht der ein-und-derselben Zwecksetzung unterliegen müssen; religiös-kultische, himmelskundliche, rechtsrituelle, magische oder praktische Bräuche oder Betätigungen – etwa das Schleifen von Stein- oder Metallwerkzeugen – sind denkbar.
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on Dr. A. Zott dokumentierte Sonderform von Rundnäpfchen in Backstein mit schlank eingedrehtem Zentrum in Bollewick, Malchin und Röbel. (Fotos A.Z.)