Fragliches

aus Rillen und Naepfchen, der freien Wissensdatenbank

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Unter diesem Stichwort finden sich jene in Stein eingetieften Zeichen, die nicht den "klassischen" Schabemalen (S), Ritzungen (R) und Näpfchen (N) entsprechen.<br> Unter diesem Stichwort finden sich jene in Stein eingetieften Zeichen, die nicht den "klassischen" Schabemalen (S), Ritzungen (R) und Näpfchen (N) entsprechen.<br>
 +Auch andere interessante Sachen mit Staub, Pulver, Sand usw. werden hier erwähnt.
Inwieweit die von U. Quack für die schwedische Insel Gotland beschriebenen Schleifrinnen (slipskåror) auf Granit- und Kalksteinfindlingen zu unserem Thema gehören, ist vorläufig unklar. Es seien über 3.000 dieser Rinnen – verteilt über ganz Gotland – gefunden worden; die Abmessungen betragen meist 70 – 110 cm in der Länge, 7 – 10 cm in der Breite und 1 – 7 cm in der Tiefe. Sie dürften eher den von W. Eitelmann aufgelisteten prähistorischen Rillen, Furchen und Schälchen zuzuordnen sein.<br> Inwieweit die von U. Quack für die schwedische Insel Gotland beschriebenen Schleifrinnen (slipskåror) auf Granit- und Kalksteinfindlingen zu unserem Thema gehören, ist vorläufig unklar. Es seien über 3.000 dieser Rinnen – verteilt über ganz Gotland – gefunden worden; die Abmessungen betragen meist 70 – 110 cm in der Länge, 7 – 10 cm in der Breite und 1 – 7 cm in der Tiefe. Sie dürften eher den von W. Eitelmann aufgelisteten prähistorischen Rillen, Furchen und Schälchen zuzuordnen sein.<br>
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-'''NL - Chateau St. Gerlach''' (die ehemalige Klosteranlage befindet sich im limburgischen Ort Houthem, Gem. Valkenburg im Geultal, Süd-Limburg). In der St. Gerlachuskapelle befindet sich der barocke Sarkophag des Heiligen, aus dessen Basis seitlich ein Zugang zu natürlich liegenden Mergelstein ausgespart ist, um den Gläubigen das Abschaben von "gewijt zand" (heiligem Sand) zu ermöglichen. <br>+'''NL - Chateau St. Gerlach''' (die ehemalige Klosteranlage befindet sich im limburgischen Ort Houthem, Gem. Valkenburg im Geultal, Süd-Limburg). In der St. Gerlachuskapelle befindet sich der barocke Sarkophag des Heiligen, aus dessen Basis seitlich ein Zugang zu natürlich liegenden Mergelstein ausgespart ist, um den Gläubigen das Abschaben von "gewijd zand" (heiligem Sand) zu ermöglichen. <br>
(Q: http://www.debelemniet.nl/itemkrabsporenD.html )<br> (Q: http://www.debelemniet.nl/itemkrabsporenD.html )<br>
Hierzu schreiben Jan u. Els Weertz (unter http://www.debelemniet.nl ): "Leider ist dieser Text nicht ganz richtig. Es gibt keinen natürlich liegenden Mergelstein im Basis des Sarkophages, es handelt sich um dort hingebrachtes Kalksteinpulver. Die örtliche Bevölkerung nennt es Mergel, aber es ist Kalkstein, die an mehreren Stellen in der Gegend im Boden vorkommt. Auf einem Schild neben dem Grabmal steht 'gewijd zand' (geweihter oder heiliger Sand). Eine kleine Schaufel und kleine Säckchen liegen dabei, damit der Besucher sich etwas davon mitnehmen kann. Einige Forschung lernt uns, daß dieser Sand für mehrere Zwecke gebraucht wurde und wird. Man heilt das Vieh mit dem Sand. Getreide, gemischt mit ein wenig von diesem Sand, wird nicht von Ratten und Mäusen berührt. Wenn man den Sand im Stall streut, ist das gut für das ganze Wohlbefinden des Viehs. Und sogar Pflanzen und Blumen wachsen besser, wenn man der Erde ein wenig Sand hinzufügt. Der Sand ist also für viele Zwecke geeignet. Wenn man es so betrachtet, kann man das Kratzen von Steinstaub an unter anderem Kirchenmauern auf einmal viel besser verstehen." Dazu stellen sie zwei Fotos.<br> Hierzu schreiben Jan u. Els Weertz (unter http://www.debelemniet.nl ): "Leider ist dieser Text nicht ganz richtig. Es gibt keinen natürlich liegenden Mergelstein im Basis des Sarkophages, es handelt sich um dort hingebrachtes Kalksteinpulver. Die örtliche Bevölkerung nennt es Mergel, aber es ist Kalkstein, die an mehreren Stellen in der Gegend im Boden vorkommt. Auf einem Schild neben dem Grabmal steht 'gewijd zand' (geweihter oder heiliger Sand). Eine kleine Schaufel und kleine Säckchen liegen dabei, damit der Besucher sich etwas davon mitnehmen kann. Einige Forschung lernt uns, daß dieser Sand für mehrere Zwecke gebraucht wurde und wird. Man heilt das Vieh mit dem Sand. Getreide, gemischt mit ein wenig von diesem Sand, wird nicht von Ratten und Mäusen berührt. Wenn man den Sand im Stall streut, ist das gut für das ganze Wohlbefinden des Viehs. Und sogar Pflanzen und Blumen wachsen besser, wenn man der Erde ein wenig Sand hinzufügt. Der Sand ist also für viele Zwecke geeignet. Wenn man es so betrachtet, kann man das Kratzen von Steinstaub an unter anderem Kirchenmauern auf einmal viel besser verstehen." Dazu stellen sie zwei Fotos.<br>
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-Banholt (Dorf im Süden der niederländischen Provinz Limburg; gehört zur Gemeinde Eijsden-Margraten).+'''NL - Banholt''' (Dorf im Süden der niederländischen Provinz Limburg; gehört zur Gemeinde Eijsden-Margraten).
-Sint Gerlachuskirche – Wahrscheinlich kurz nach dem Bau der Kirche 1881 gab es in Banholt eine Pilgerfahrt zur Ehrung des Sint Gerlach. Diese war vom Kult in Houthem-Sint Gerlach abgeleitet und hat erst in den sechziger Jahren des vorigen Jh. aufgehört. Gerlach wurde gegen Krankheiten bei Menschen und beim Vieh angerufen. Viele Landwirte kamen nach Banholt, vermutlich am 5. Januar und/oder am Pfingstmontag. Brot und Wasser wurden gesegnet und man nahm Sand mit, meistens um zu Hause in den Stallungen zu streuen. Diese Segnung gibt es noch immer. Jährlich werden etwa 150 kleine Plastiktüten mit ein wenig Sand fertiggestellt, die neben dem Gerlachusbild in der Kirche liegen (Foto Banholt JuEW1) und wovon man eine mitnehmen darf. Dieser Sand in Banholt kommt aus Houthem-Sint Gerlach (Siehe Chateau St. Gerlach unter „Fragwürdiges“). Es ist eigentlich kein Sand, sondern Pulver vom Kalkstein (örtlich 'mergel' genannt); in diesem Kalkstein kommen in dieser Gegend oft Rillen und Näpfchen vor.+'''Sint Gerlachuskirche''' Hierzu schreiben Jan u. Els Weertz (unter http://www.debelemniet.nl ): Wahrscheinlich kurz nach dem Bau der Kirche 1881 gab es in Banholt eine Pilgerfahrt zur Ehrung des Sint Gerlach. Diese war vom Kult in Houthem-Sint Gerlach abgeleitet und hat erst in den sechziger Jahren des vorigen Jh. aufgehört. Gerlach wurde gegen Krankheiten bei Menschen und beim Vieh angerufen. Viele Landwirte kamen nach Banholt, vermutlich am 5. Januar und/oder am Pfingstmontag. Brot und Wasser wurden gesegnet und man nahm Sand mit, meistens um zu Hause in den Stallungen zu streuen. Diese Segnung gibt es noch immer. Jährlich werden etwa 150 kleine Plastiktüten mit ein wenig Sand fertiggestellt, die neben dem Gerlachusbild in der Kirche liegen (Foto Banholt JuEW1) und wovon man eine mitnehmen darf. Dieser Sand in Banholt kommt aus Houthem-Sint Gerlach (Siehe Chateau St. Gerlach unter „Fragwürdiges“). Es ist eigentlich kein Sand, sondern Pulver vom Kalkstein (örtlich 'mergel' genannt); in diesem Kalkstein kommen in dieser Gegend oft Rillen und Näpfchen vor.
Die Kirche ist aus Backstein und Foto 1 zeigt zwar keine Schabemale im Sinne von Rillen und Näpfchen, belegen aber den Brauch, Steinstaub - zu welchen Zwecken auch immer - zu gewinnen.<br> Die Kirche ist aus Backstein und Foto 1 zeigt zwar keine Schabemale im Sinne von Rillen und Näpfchen, belegen aber den Brauch, Steinstaub - zu welchen Zwecken auch immer - zu gewinnen.<br>
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bild:BanholtJuEW1.jpg|Banholt JuEW 1 bild:BanholtJuEW1.jpg|Banholt JuEW 1
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 +'''NL - Montfort''' (Stadt in der Provinz Limburg, südlich von Roermond) - '''Sint Catharinakerk''' (1963)
 +In und an der katholischen Kirche keine Funde. In der Kirche steht rechts vom Eingang das Bild des Hl. Antonius des Großen, etwa 150 bis 160 cm hoch (aus dem letzten Viertel des 19. Jhs.). In Montfort gab es eine Antoniusverehrung und Pilgerfahrt am 17. Januar, die nach dem 2. Weltkrieg etwas verlorengegangen ist. Woher diese Verehrung stammt, ist nicht bekannt.
 +Ende des 11. Jhs gab es eine Seuche, Antoniusfeuer genannt, die man später als Vergiftung durch Mutterkorn identifizierte. Als Heilmittel suchte man Zuflucht bei den Reliquien des heiligen Antonius. Der daraufhin gegründete Antoniter-Orden verbreitete sich im Dienste der Krankenpflege während des Mittelalters in ganz Europa. Nach einer Blütezeit im Spätmittelalter erlitt der Orden mit der beginnenden Neuzeit und der aufkommenden Reformation einen Niedergang und erlosch. Der Orden hatte das Recht, das so genannte „Antoniusschwein“ zur Mast im Dorf auf Kosten der Allgemeinheit frei herumlaufen zu lassen. Antonius ist der Schutzpatron der Bauern und ihrer Nutztiere, aber auch der Schweinehirten und Metzger. Die Antoniusverehrer, meistens Bauern, kamen in den dreißiger Jahren des 20.Jhs nach Montfort. Das Antoniusbild wurde geschmückt und aufgestellt. Hinten in der Kirche standen große Kasten mit geweihtem oder heiligen Sand. Die Pilger durften sich etwas davon mitnehmen und in den Ställen streuen. Auch Brot und Vieh wurde gesegnet. Heutzutage wird das Antoniusfest noch immer am 17. Januar gefeiert. Bei einem Besuch (im Mai 2009) an der Kirche fanden Jan und Els Weertz neben dem Antoniusbild einen Eimer mit Sand um mitzunehmen. Der ehrenamtliche Kirchenmitbeiter, der gerade dort war, erzählte ihnen, daß der Sand aus dem naheliegenden Baumarkt kam und vom Pastor gesegnet wurde.<br>
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 +bild:Montfort JuEW1.jpg|Montfort JuEW1
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 +'''Ampullen in der byzantinischen Abteilung im Bode-Museum in Berlin'''<br>
 +Am 1. März 2017 meldet Herr A. Zott Folgendes:<br>
 +"Heute war ich im Bode-Museum in Berlin und besuchte auch dessen byzantinische Abteilung. Dort fand ich im Raum 110 in einer Vitrine Ampullen, die bereits im 5./6. Jahrhundert für den Transport von heilkräftigen Substanzen (auch „Staub“!) von Pilgerorten stammend, benutzt wurden. Dieser Sachverhalt wurde mir von einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin des Museums bestätigt. Ob der Staub von Wänden oder Gegenständen gekratzt wurde, ist nicht bekannt."
 +Dazu die folgenden zwei Fotos von Herrn Zott:<br>
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 +bild:Bode_Museum_Berlin_AZ1.jpg|Bode Museum Berlin AZ1
 +bild:Bode_Museum_Berlin_AZ2.jpg|Bode Museum Berlin AZ2
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 +Am 15.August 2018 schickt Herr M. Jäckel die folgende Mail mit Fotos:
 +"An der Kirche in '''Ringkøbing, Dänemark''' habe ich eine kreisrunde Rille entdeckt.
 +Sie hat einen Durchmesser von ca. 20cm und befindet sich an der Nord-Ost-Seite neben der Tür zur Turmtreppe. Frage ist, ob man meinen Fund zu den Schabespuren rechnen kann."<br>
 +Bemerkung der Verfasser (JuEW): Wir haben selbst schon über 450 Fundorte mit Schabespuren, aber solch eine Rille haben wir noch nicht gesehen. Auch auf der Webseite Schabespuren gibt es keine Meldung dieser Art. Schließt aber die Möglichkeit nicht aus, daß es eine Schabespur zur Gewinnung von Steinmehl sein könnte. Deshalb werden wir diese Rille unter "Fragliches" einsortieren.
 +Dazu die folgenden drei Fotos von Herrn Jäckel:<br>
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 +bild:RingkobingMJ1.jpg|Ringkøbing MJ1
 +bild:RingkobingMJ2.jpg|Ringkøbing MJ2
 +bild:RingkobingMJ3.jpg|Ringkøbing MJ3
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Version vom 08:58, 30. Aug 2018

Unter diesem Stichwort finden sich jene in Stein eingetieften Zeichen, die nicht den "klassischen" Schabemalen (S), Ritzungen (R) und Näpfchen (N) entsprechen.
Auch andere interessante Sachen mit Staub, Pulver, Sand usw. werden hier erwähnt.

Inwieweit die von U. Quack für die schwedische Insel Gotland beschriebenen Schleifrinnen (slipskåror) auf Granit- und Kalksteinfindlingen zu unserem Thema gehören, ist vorläufig unklar. Es seien über 3.000 dieser Rinnen – verteilt über ganz Gotland – gefunden worden; die Abmessungen betragen meist 70 – 110 cm in der Länge, 7 – 10 cm in der Breite und 1 – 7 cm in der Tiefe. Sie dürften eher den von W. Eitelmann aufgelisteten prähistorischen Rillen, Furchen und Schälchen zuzuordnen sein.
Prähistorische Steinschabungen sollen sich - nach W. Eitelmann, S. 66 - fast ausschließlich auf Sandstein finden, dies dürfte jedoch zumindest nicht für Südtirol und Skandinavien gelten. Sie haben sowohl die Kalottenform von Näpfchen (N) als auch Spindel- oder Kahnform ähnlich unseren Rillen (S), oder sind schnittförmig schmal wie unsere Ritzen (R). Man findet sie in Europa vor allem in England und Skandinavien, in Deutschland (Pfälzerwald, Harz, Thüringerwald, Wasgau), in Lothringen, Luxemburg, Österreich, Südtirol und in der Schweiz. Darüberhinaus wird von ähnlichen Schabungen in Ägypten, Palästina, Nord- und Südamerika und in China berichtet. Sie sind auf waagrecht liegenden Flächen von anstehendem Fels, erratischen Blöcken oder künstlichen Steinsetzungen (Menhiren, Megalithgräbern), oder auf senkrecht stehenden Steinpartien angebracht. Sie sind einzeln oder in Gruppen/Mustern eingeschabt, gelegentlich auch vergesellschaftet mit figürlichen Darstellungen (Kreise, Haken- oder Radkreuze). Die Fundstellen sind durch menschliche Nutzung - etwa als vielbegangene Wege oder Kultplätze - ausgezeichnet. Die Zeitstellung prähistorischer Schabungen reicht von der Jungsteinzeit über die Bronzezeit bis zur Eisenzeit, also über den Zeitraum von 5000 v. u. Z. bis zur Zeitenwende. (Mittelalterliche Schabungen scheinen erst mit dem Aufkommen von Sandsteinbauten nördlich der Alpen, also im 9./10. Jh., aufgenommen worden zu sein; der Brauch hat sich bis in die Neuzeit erhalten.)
Über Zwecksetzung und verwendete Schabe- oder Bohrwerkzeuge gibt es lediglich Mutmaßungen. Es ist zu berücksichtigen, dass Schabungen verschiedener Epochen nicht der ein-und-derselben Zwecksetzung unterliegen müssen; religiös-kultische, himmelskundliche, rechtsrituelle, magische oder praktische Bräuche oder Betätigungen – etwa das Schleifen von Stein- oder Metallwerkzeugen – sind denkbar.


Von Dr. A. Zott dokumentierte Sonderform von Rundnäpfchen in Backstein mit schlank eingedrehtem Zentrum in Bollewick, Malchin und Röbel. (Fotos A.Z.)


An der „Seekapelle“ in Bad Windsheim (Bild WDSH 1, s.u.), an der Nikolauskirche in Henfenfeld (Bild Henfenfeld1), an einem Gebäude in Öhringen (Bild Öhringen2) und im Kloster Maulbronn gefundene exakt kreisförmige, wie mit dem Zirkel gezogene Einritzungen von ca. 8 cm (10, 20 cm) Durchmesser erachte ich b.a.w. als Unikate und nicht zum Thema R&N gehörig. R. Scherb fand eine Kreis-Ritzung von 4 - 6 cm Ø an St. Nikolai in Bad Wildungen (6.12.2012).


Die muldenförmigen Wetzmale, wie sie sich etwa an der Fuldabrücke in Melsungen, an der Schwarzachbrücke bei Trebur oder an den Kanten mancher Eckquader (z.B. an den Kirchen in Borken-Haarhausen oder Neuental/Dorheim) finden, stehen genetisch wohl nicht mit den vorgenannten "klassischen" Schabemalen in Beziehung.


Herr A. Wiesmet fand einen Felsblock mit Schürfungen in Atzmannsricht (Gem. Gebenbach, Lks. Amberg-Sulzbach), Ortsmitte, gegenüber Kirche am Straßenrand.


Ebenfalls von Herrn A. Wiesmet stammt das folgende Bild von Schürfungen an einem Steilhang in Meersburg am Bodensee ...


... und vom Wingershofer Tor in Amberg


Herr R. Scherb hat an der Kirche Saint-Pierre-Saint-Paul in Aumale (Normandie) viele Ritzungen entdeckt, von denen nur das folgende Foto von einem eingekratzten Kreuz als Beispiel gezeigt sei:


Ebenfalls ein eingekratztes Kreuz fand Herr Scherb an der Minoritenkirche in Fritzlar:


Herr Dr. A. Zott hat kreuzförmige Ritzungen auf Backstein an der Dorfkirche in Bollewick/Nätebow fotografiert:


Wiederum von Dr. A. Zott stammt die folgende Aufnahme von Schabemalen an der Dorfkirche von Schönhausen/Elbe, die er als Reste einer Sonnenuhr deutet:


Die Schabemale an der Kirche von Tröbersdorf legen nahe, dass die typische Kahnform der Rillen zustandekam, indem mehrere schmale Ritzen ineinandergeflossen sind. Es könnten aber auch verschiedene Werkzeuge benutzt worden sein.


Herr Dr. A. Zott hat in Gransee (Foto AZ 0959) ein Näpfchen fotografiert, das untypischerweise in den Fugenmörtel eingetieft ist:


Herr Rainer Scherb bekam von einem Bekannten (DS) in Pennsylvania die anhängenden Fotos von Schleifspuren auf natürlich liegendem Gestein aus den USA. Der Bildautor will noch Fakten zu den Funden eruieren.


Vom gleichen Autor stammt das unten stehende Foto und die dazugehörige Bemerkung (24.11.2014): "... an der Stadtkirche in Bad Hersfeld ... habe ich zum ersten Mal nachgeahmte Rillen von Restauratoren gefunden. Wenn Steine, die vermutlich Rillen hatten, mit Ersatzmörtel restauriert worden sind, wurden wieder Rillen in den Mörtel eingearbeitet. Ich finde das restauratorisch sehr fragwürdig, da sich die originale Fundsituation nicht mehr überprüfen läßt. Siehe Foto. Theoretisch könnte auch auf die restaurierte Stelle geschabt worden sein als originale Schabehandlung."


NL - Chateau St. Gerlach (die ehemalige Klosteranlage befindet sich im limburgischen Ort Houthem, Gem. Valkenburg im Geultal, Süd-Limburg). In der St. Gerlachuskapelle befindet sich der barocke Sarkophag des Heiligen, aus dessen Basis seitlich ein Zugang zu natürlich liegenden Mergelstein ausgespart ist, um den Gläubigen das Abschaben von "gewijd zand" (heiligem Sand) zu ermöglichen.
(Q: http://www.debelemniet.nl/itemkrabsporenD.html )
Hierzu schreiben Jan u. Els Weertz (unter http://www.debelemniet.nl ): "Leider ist dieser Text nicht ganz richtig. Es gibt keinen natürlich liegenden Mergelstein im Basis des Sarkophages, es handelt sich um dort hingebrachtes Kalksteinpulver. Die örtliche Bevölkerung nennt es Mergel, aber es ist Kalkstein, die an mehreren Stellen in der Gegend im Boden vorkommt. Auf einem Schild neben dem Grabmal steht 'gewijd zand' (geweihter oder heiliger Sand). Eine kleine Schaufel und kleine Säckchen liegen dabei, damit der Besucher sich etwas davon mitnehmen kann. Einige Forschung lernt uns, daß dieser Sand für mehrere Zwecke gebraucht wurde und wird. Man heilt das Vieh mit dem Sand. Getreide, gemischt mit ein wenig von diesem Sand, wird nicht von Ratten und Mäusen berührt. Wenn man den Sand im Stall streut, ist das gut für das ganze Wohlbefinden des Viehs. Und sogar Pflanzen und Blumen wachsen besser, wenn man der Erde ein wenig Sand hinzufügt. Der Sand ist also für viele Zwecke geeignet. Wenn man es so betrachtet, kann man das Kratzen von Steinstaub an unter anderem Kirchenmauern auf einmal viel besser verstehen." Dazu stellen sie zwei Fotos.
Die Fotos zeigen zwar keine Schabemale im Sinne von Rillen und Näpfchen, belegen aber den Brauch, Steinstaub - zu welchen Zwecken auch immer - zu gewinnen.



NL - Banholt (Dorf im Süden der niederländischen Provinz Limburg; gehört zur Gemeinde Eijsden-Margraten). Sint Gerlachuskirche – Hierzu schreiben Jan u. Els Weertz (unter http://www.debelemniet.nl ): Wahrscheinlich kurz nach dem Bau der Kirche 1881 gab es in Banholt eine Pilgerfahrt zur Ehrung des Sint Gerlach. Diese war vom Kult in Houthem-Sint Gerlach abgeleitet und hat erst in den sechziger Jahren des vorigen Jh. aufgehört. Gerlach wurde gegen Krankheiten bei Menschen und beim Vieh angerufen. Viele Landwirte kamen nach Banholt, vermutlich am 5. Januar und/oder am Pfingstmontag. Brot und Wasser wurden gesegnet und man nahm Sand mit, meistens um zu Hause in den Stallungen zu streuen. Diese Segnung gibt es noch immer. Jährlich werden etwa 150 kleine Plastiktüten mit ein wenig Sand fertiggestellt, die neben dem Gerlachusbild in der Kirche liegen (Foto Banholt JuEW1) und wovon man eine mitnehmen darf. Dieser Sand in Banholt kommt aus Houthem-Sint Gerlach (Siehe Chateau St. Gerlach unter „Fragwürdiges“). Es ist eigentlich kein Sand, sondern Pulver vom Kalkstein (örtlich 'mergel' genannt); in diesem Kalkstein kommen in dieser Gegend oft Rillen und Näpfchen vor. Die Kirche ist aus Backstein und Foto 1 zeigt zwar keine Schabemale im Sinne von Rillen und Näpfchen, belegen aber den Brauch, Steinstaub - zu welchen Zwecken auch immer - zu gewinnen.



NL - Montfort (Stadt in der Provinz Limburg, südlich von Roermond) - Sint Catharinakerk (1963) In und an der katholischen Kirche keine Funde. In der Kirche steht rechts vom Eingang das Bild des Hl. Antonius des Großen, etwa 150 bis 160 cm hoch (aus dem letzten Viertel des 19. Jhs.). In Montfort gab es eine Antoniusverehrung und Pilgerfahrt am 17. Januar, die nach dem 2. Weltkrieg etwas verlorengegangen ist. Woher diese Verehrung stammt, ist nicht bekannt. Ende des 11. Jhs gab es eine Seuche, Antoniusfeuer genannt, die man später als Vergiftung durch Mutterkorn identifizierte. Als Heilmittel suchte man Zuflucht bei den Reliquien des heiligen Antonius. Der daraufhin gegründete Antoniter-Orden verbreitete sich im Dienste der Krankenpflege während des Mittelalters in ganz Europa. Nach einer Blütezeit im Spätmittelalter erlitt der Orden mit der beginnenden Neuzeit und der aufkommenden Reformation einen Niedergang und erlosch. Der Orden hatte das Recht, das so genannte „Antoniusschwein“ zur Mast im Dorf auf Kosten der Allgemeinheit frei herumlaufen zu lassen. Antonius ist der Schutzpatron der Bauern und ihrer Nutztiere, aber auch der Schweinehirten und Metzger. Die Antoniusverehrer, meistens Bauern, kamen in den dreißiger Jahren des 20.Jhs nach Montfort. Das Antoniusbild wurde geschmückt und aufgestellt. Hinten in der Kirche standen große Kasten mit geweihtem oder heiligen Sand. Die Pilger durften sich etwas davon mitnehmen und in den Ställen streuen. Auch Brot und Vieh wurde gesegnet. Heutzutage wird das Antoniusfest noch immer am 17. Januar gefeiert. Bei einem Besuch (im Mai 2009) an der Kirche fanden Jan und Els Weertz neben dem Antoniusbild einen Eimer mit Sand um mitzunehmen. Der ehrenamtliche Kirchenmitbeiter, der gerade dort war, erzählte ihnen, daß der Sand aus dem naheliegenden Baumarkt kam und vom Pastor gesegnet wurde.




Ampullen in der byzantinischen Abteilung im Bode-Museum in Berlin
Am 1. März 2017 meldet Herr A. Zott Folgendes:
"Heute war ich im Bode-Museum in Berlin und besuchte auch dessen byzantinische Abteilung. Dort fand ich im Raum 110 in einer Vitrine Ampullen, die bereits im 5./6. Jahrhundert für den Transport von heilkräftigen Substanzen (auch „Staub“!) von Pilgerorten stammend, benutzt wurden. Dieser Sachverhalt wurde mir von einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin des Museums bestätigt. Ob der Staub von Wänden oder Gegenständen gekratzt wurde, ist nicht bekannt." Dazu die folgenden zwei Fotos von Herrn Zott:


Am 15.August 2018 schickt Herr M. Jäckel die folgende Mail mit Fotos: "An der Kirche in Ringkøbing, Dänemark habe ich eine kreisrunde Rille entdeckt. Sie hat einen Durchmesser von ca. 20cm und befindet sich an der Nord-Ost-Seite neben der Tür zur Turmtreppe. Frage ist, ob man meinen Fund zu den Schabespuren rechnen kann."
Bemerkung der Verfasser (JuEW): Wir haben selbst schon über 450 Fundorte mit Schabespuren, aber solch eine Rille haben wir noch nicht gesehen. Auch auf der Webseite Schabespuren gibt es keine Meldung dieser Art. Schließt aber die Möglichkeit nicht aus, daß es eine Schabespur zur Gewinnung von Steinmehl sein könnte. Deshalb werden wir diese Rille unter "Fragliches" einsortieren. Dazu die folgenden drei Fotos von Herrn Jäckel:

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