Halberstadt

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38820 Halberstadt (S-A, ca. 13 km nordwestl. Quedlinburg), „S am Dom St.Stephanus (1239-1491)“ (Q: C.J.H. Villinger bei R. Wilms; K. Kohlstock; W. Urban)
„Schabungsfunde am Mauerwerk von St. Katharinen“ (Q: W. Urban; 06.09.1993)
„Alte Wetzrillen am Wassertor“. (Q: W. Eitelmann, S. 314, Abb. 1998, 1999)
Eigene Befunde (PS) vom 27.04.2004:
Martinikirche (got. Halle, 14. Jh., Südseite Kalkstein, Nordseite Sandstein über Kalksteinsockel). Sandsteinepitaph an der Südseite des südl. Westturms: einige S (Bild Halberstadt1). S an der Ostwand des nördl. Seitenschiffs. Zugeschmierte S am nördl. Querschiff, rechts des Portals. Viele S über die gesamte Länge der Nordseite verstreut.
Dom St. Stephanus und St. Vitus (got. Basilika, erbaut ab 1236 über ottonischem Vorgängerbau). S am Sandstein-Treppenhäuschen am südöstl. Eck des Kreuzgangs. Die vom alten Kapitelsaal nach O hin vorspringende Stephanuskapelle: am südöstl Strbpf. S und R nach allen Seiten.
Palais Domplatz 34 (gegenüber nördl. Querhausarm des Doms, erbaut 1754; Sandstein; ehem. Dechanei, später Medizinschule, heute Berufsaufbauschule). An der Straßenseite des östl. Pavillons 3 S.
Liebfrauenkirche (roman. Basilika, erbaut etwa ab 1100). Kreuzgang: S, N und R über die geamte Länge der Innenwände des östl. und westl. Kreuzgangsflügels (Ostwand Bild Halberstadt2). Keine Funde an den Innenwänden des N- und Südflügels. An der östl. und südöstl. Außenwand der dem Kreuzgang im Osten angegliederten Kapelle (neben dem Südportal der Kirche) S und N in 2,5 bis 3 m Höhe (Bild Halberstadt5).
Petershof (curtis episcopalis, curia S. Petri; ehem. Wohn- und Amtssitz der Bischöfe, der Liebfrauenkirche im NW direkt angegliedert; erbaut 11. Jh., heutiger Bestand aus dem 16. Jh.). An den um den Innenhof gruppierten Gebäuden S, N und R. Bild Halberstadt3 von S i. d. L. eines bodennahen Fensters im Nordflügel. Der östl. an den Petershof angrenzende Bau (ehem Peterskirche, heute Stadtbibliothek) ist an der gesamten Südseite übersät mit S und N (Bild Halberstadt4). S auch in der an den Bau rechtwinkilg nach Süden anschließenden Außenmauer des Petershofes und am Gewände des spitzbogigen Tores in dieser Mauer.
Durch zwei Sandsteinpfeiler gebildete Zufahrt zum Anwesen Bei den Spritzen 33 (kath. Pfarramt St. Katharina u. St. Barbara): 5 S am re. Pfeiler zur Durchfahrt hin.
St. Katharinen (turmlose got. Halle mit Dachreiter, 14. Jh.; Sandstein). An der gesamten zur Straße weisenden Südseite und an deren Strebepfeilern sehr viele S und N. S und N auch an den Strebepfeilern des Chors und an der Wand des im Norden anschließenden Gebäudes.
Aufgrund der Tatsache, dass 80 % der Bauten der Altstadt einem Terrorangriff alliierter Bomber kurz vor Kriegsende zum Opfer gefallen sind, kann nur vermutet werden, dass viele der untergegangenen Gebäude ebenfalls Schürfmale getragen haben.

Herr Wolfgang Fritzsche sandte mir am 27.05.2009 eine E-mail, darin steht unter anderem: "Bei meinem Besuch in Halberstadt Anfang Mai diesen Jahres fand ich einige der bei Ihnen beschriebenen Spuren, darüberhinaus aber welche an den Resten der Synagoge." Und zwar unmittelbar neben dem Tor der ehemaligen Synagoge, also an "einem Platz, der von Nicht-Juden eigentlich nicht betreten werden brauchte. Damit scheidet für mich ein christlich intendierter Brauch - jedenfalls hier - fast aus" (Bild Synagoge Halberstadt WF: Die Synagoge liegt an der Bakenstraße und stammt aus der Zeit um 1700).
"Die jetzt profanierte St. Paulskirche steht in Bezug auf Schleifereien unerreicht da. Im ganzen Umfange ist das große Gebäude mit mehreren tausend Näpfchen, Rillen und Wannen bedeckt, deren Verwitterungsrinde beweist, dass sie aus alter Zeit stammen, wenn auch ab und zu eine neuere Ausschleifung zu bemerken ist. - Die St. Martinikirche ist wegen des weichen Materials auch noch in neuerer Zeit zum Schleifen benutzt worden; die vorhandenen alten Schleifscharten sind von gewaltiger Größe; selbst ein neues Näpfchen ist hier neben alten vorhanden; ... uralte Näpfchen ... an den Pfeilern des Kreuzganges bei der Einmündung in den Dom ..."


Am 18. Juli 2017 melden Jan und Els Weertz den folgenden Fund:
Im Museum Heineanum befanden sich bei unserem Besuch im Jahr 2007 in der Ausstellung 2 markante Steine mit Schabespuren. Foto Halberstadt Heineanum JuEW1 und 2)

Die Informationstafel neben einem Stein meldet Folgendes (Foto Halberstadt Heineanum JuEW1):
Merowingerzeitliches Architkturteil aus Wehrstedt?
Bereits 1963 fanden sich im Grab 12 des sächsischen Gräberfeldes von Halberstadt-Wehrstedt 2 markante Steine. Sie wiesen unregelmäβige Schleifspuren auf und lagen im oberen Teil der Grabverfüllung. Der vorhandene Stein hat die Maβe: 20x40x70cm, während der andere, heute verschollende Stein, 25x70x70cm maβ. Sie bedeckten die NW-SO ausgerichtete Bestattung eines auf dem Rücken liegenden Mannes mit Messerbeigabe in Höhe des rechten Unterarmes. Der vorhandene Stein besteht aus hellem Sandstein. Er zeigt neben modernen Beschädigungen unregelmäβige Einkerbungen, die als Schleifspuren anzusehen sind.
Auβerdem besitzt das Stück Merkmale eines Architkturteiles. Es ist mehrfach horizontal gegliedert und man meint bei längerer betrachtung in der Profilierung der Schmalseiten einfache Pflanzenornamente wahrzunehmen. Interessant ist, daβ die Distanz zu dem etwa gleichzeitigen Fundort Hornhausen nur ca. 15 km Luftlinie beträgt. Keineswegs erreicht der Wehrstedter Stein aber die künstlerische Qualität der dort gefundenen Bildsteine. Als Vergleichsstück ist vielleicht ein merowingerzeitliches Kapitell vom Domplatz in Fulda heranzuziehen.
Die unregemäβig verteilten Schleifspuren deuten auf eine nachträgliche Verwendung als Schleifstein hin, die im Zusammenhang mit der sächsischen Waffenherstellung stehen könnte.
Vielleicht lässt sich der Stein in eine angenommene Reihe von frühen Kirchen im Grenzbereich des früheren Thüringerreiches stellen, die etwa im 7.Jh. im Zuge der sächsischen Landnahme, wie in Hornhausen oder Morsleben, wieder zerstört wurden.”

Dazu die folgende Bemerkung von Jan und Els Weertz: Laut der Informationstafel sind die Schabespuren möglicherweise älter als wir bisher angenommen haben.

Die Informationstafel neben dem anderen Stein meldet (Foto Halberstadt Heineanum JuEW2):
Mittelalterlicher Bildstein vom Domplatz
Im Winter 1998/99 wurde eine Glockenguβgrube auf dem Domplatz angelegt. Die archäologische Untersuchung ergab ene ca. 2,50 m starke Schicht aus mittelalterlichen Körpergräbern, teilweise in Steinkisten. Unter den Gräbern wurden jungsteinzeitliche Siedlungsgruben erfaβt. Als auβergewöhnlicher Fund kam etwa auf dem Niveau der Steinkisten ein Bildstein zum Vorschein. Ein eindeutiger Zusammenhang mit einem Grab lieβ sich nicht nachweisen. Seine äuβeren Maβe betragen 195x53x40 cm. Auf seinem oberen Teil ist ein etwa 45 cm langes und ca. 35 cm breites, erhaben gearbeitetes Kreuz dargestellt. Der untere Kreuzbalken scheint länger gewesen zu sein und ist verschliffen. Die Längsseiten des Steins weisen je eine schwache Abschrägung auf. Im unteren Bereich befindet sich eine 35x27 cm groβe Ritzung, die an ein Mühlespiel erinnert. Oberhalb der Ritzung ist ein weiteres, 34 cm langes und 9 cm breites Kreuz eingeritzt. Der etwa 640 kg schwere Originalstein befindet sich heute im Kreuzgang des Domes.
Ein ganz ähnlicher Stein mit eingeritztem Mühlespiel wurde in der Wipertikrypta in Quedlinburg verbaut. Eine “Mühle” fand sich u.a. auch auf einem ausgegrabenen Grabstein im Halberstädter Dom und auf dem Thron Karls des Groβen in Aachen.”

Dazu die folgende Bemerkung von Jan und Els Weertz: Bemerkenswert sind die kleinen Schabespuren, links, zwischen dem erhabenen Kreuz und dem Mühlespiel (Foto Halberstadt Heineanum JuEW2 Mitte) und rechts neben dem eingeritzten Kreuz (Foto JuEW2 rechts)


Am 8. Dezember 2017 meldet J. Günther den folgenden Fund mit Bildern:
"In meinem letzten Urlaub in Halberstadt (Harz) entdeckte ich am Kreuzgang neben dem Dom St. Stephanus und St. Sixtus interessante Wetzstellen. Sie befinden sich in Brusthöhe, an einem wettergeschützen Verbindungsbogen zwischen dem Kreuzgang und einem Nebenraum, neben einem Durchgang im nördlichen Teil (51°53'45.9"N 11°02'57.8"E). Anbei finden Sie ein Foto von diesen Wetzstellen und 2 mit der Ansicht des Kreuzgangs:"

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